Was ist Vibe Coding? Erklärung, Tools, Chancen und Risiken

Letzte Aktualisierung: 
30.6.2025
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Was ist Vibe Coding? Erklärung, Tools, Chancen und Risiken
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In der Tech-Welt taucht seit einigen Monaten ein neuer Begriff auf: Vibe Coding. Doch was steckt wirklich dahinter?

Die Grundidee: Statt Software Zeile für Zeile klassisch zu programmieren, entstehen komplette Produkte im Zusammenspiel von natürlichen Sprachbefehlen, visuellen Interfaces und KI-Unterstützung – oft ohne tiefes technisches Wissen. Tools wie Cursor, Lovable oder Windsurf ermöglichen es Solo-Gründer:innen, in kürzester Zeit funktionierende MVPs zu bauen. Das klingt nach No-Code 2.0, geht aber konzeptionell deutlich weiter.

Ein spektakuläres Beispiel: Base44, ein von einer Einzelperson entwickeltes Tool, wurde gerade für 80 Millionen Dollar in bar von Wix gekauft – nur sechs Monate nach dem Launch.

In diesem Artikel zeigen wir:

  • was Vibe Coding genau bedeutet,
  • wie es funktioniert,
  • welche Tools dominieren,
  • was bereits damit gebaut wurde,
  • welche Chancen es eröffnet – und wo die echten Risiken liegen.

Vibe Coding – Definition und Bedeutung

Der Begriff Vibe Coding beschreibt eine neue Art, Software zu entwickeln – oder besser gesagt: entstehen zu lassen. Statt sich durch komplexe Codebasen und Frameworks zu kämpfen, arbeiten Creator:innen mit einer Mischung aus:

  • natürlicher Sprache („Baue mir ein Dashboard mit Filterfunktion und Login“)
  • generativer KI (z. B. Claude oder GPT-4o)
  • smarten Entwicklungsumgebungen wie Cursor oder Lovable

Das Ziel: schnelle, intuitive Umsetzung von Produktideen – ganz ohne klassische Developer-Skills. Es ist eine Entwicklung, die sich vor allem im Solo- und Indie-Founder-Bereich rasant verbreitet.

Vibe Coding bedeutet: du folgst deinem Gefühl für UX, Flow und Produktlogik – und lässt die technische Umsetzung von KI erledigen.

Der „Vibe“ steht dabei sinnbildlich für den kreativen Prozess, der nicht durch Syntax oder Systemgrenzen limitiert wird. Man kann es sich vorstellen wie ein Gespräch mit einem Co-Pilot, der in Echtzeit dein digitales Produkt zusammensetzt.

Diese Entwicklung ist nicht aus dem Nichts entstanden – sie ist das Ergebnis jahrelanger Fortschritte in:

  • KI-generierter Codeassistenz
  • No-Code/Low-Code-Lösungen
  • neuen Interfaces zwischen Mensch und Maschine

Wie funktioniert Vibe Coding genau?

Vibe Coding ist weniger eine Methode mit festen Regeln und mehr ein neuer Denkstil beim Entwickeln digitaler Produkte. Statt Code Zeile für Zeile zu schreiben, interagiert man mit KI-gestützten Tools, die direkt auf natürliche Sprache, Designideen oder logische Abläufe reagieren.

Ein typischer Ablauf beginnt mit einer Idee – zum Beispiel einer kleinen App, die Texte zusammenfassen oder Termine verwalten soll. Diese Idee wird nicht technisch durchgeplant oder manuell gecodet, sondern in einem Tool wie Cursor oder Lovable einfach formuliert. Ein Beispiel für einen Prompt wäre:

„Erstelle mir eine einfache Web-App mit einem Texteingabefeld, einem Button und einer Claude-API-Anbindung.“

Das Tool liefert daraufhin einen ersten Entwurf: Code, Layout, manchmal schon eine funktionierende Oberfläche. Die Nutzer:innen testen, geben Feedback („Bitte mobile responsive machen“, „Füge einen Dark Mode hinzu“) – und das System passt alles in Echtzeit an. So entsteht eine Art kreativer Flow, bei dem sich Idee und Umsetzung ständig gegenseitig beeinflussen.

Der große Unterschied zum klassischen Coding liegt im Fokus. Während beim traditionellen Entwickeln technisches Wissen, Struktur, Syntax und Planung im Vordergrund stehen, geht es beim Vibe Coding eher darum, eine Idee zum Leben zu erwecken – ohne Umwege. Es ist direkter, intuitiver, emotionaler. Man baut, was sich richtig anfühlt – und die Technik erledigt den Rest.

Tools für Vibe Coding: Die wichtigsten Helfer

Vibe Coding wäre ohne die richtigen Tools nicht möglich. In den letzten Monaten hat sich eine kleine, aber schnell wachsende Auswahl an spezialisierten Plattformen etabliert, die genau diesen Arbeitsstil ermöglichen – intuitiv, KI-gestützt, und oft speziell für Solo-Builder entwickelt.

Cursor

Cursor ist aktuell das vielleicht bekannteste Tool in diesem Bereich. Es basiert auf Visual Studio Code, wurde aber mit einer tiefen AI-Integration erweitert. Der Clou: Man arbeitet wie in einem klassischen Editor, aber bekommt ständig kontextbezogene Vorschläge, Code-Ergänzungen oder direkt ganze Komponenten – basierend auf natürlicher Sprache.

Cursor eignet sich besonders für Projekte, bei denen noch klassische Programmierlogik gefragt ist, aber der Prozess stark beschleunigt werden soll.

cursor website screenshot
Cursor

Lovable

Lovable verfolgt einen etwas anderen Ansatz: Hier steht die Nutzererfahrung im Vordergrund. Die Plattform ermöglicht es, Produkte fast wie mit Figma zu bauen – aber mit echter Funktionalität. KI übernimmt die Anbindung an APIs, die Navigation, das Datenhandling. Ideal für MVPs und visuell getriebene Produkte.

lovable screenshot homepage
Lovable

Windsurf

Windsurf ist noch neu, wird aber in der Vibe-Coding-Community bereits aktiv genutzt. Die Stärke liegt in der Simplizität: Schnelle Setups, cleane Interfaces, und ein starker Fokus auf „Building with Flow“. Viele Creator:innen nutzen Windsurf für kleinere Tools, Seiten oder Micro-SaaS-Projekte.

Claude Code

Claude von Anthropic hat mit seinem Code-Modus ein spannendes Feature geliefert: Konversationen mit einer KI, die tatsächlich produktionsreifen Code generieren kann – nicht nur Snippets. Gerade in Kombination mit anderen Tools (z. B. über Cursor) wird Claude zur echten Co-Dev-KI.

Bolt

Bolt ist ein auf Produktivität fokussierter Builder – ideal für Business-Anwendungen, Admin-Interfaces oder interne Tools. Wer strukturiert denkt, aber keine Lust auf Backend-Logik hat, findet hier eine gute Balance zwischen Usability und Power.

Diese Tools sind kein Ersatz für tiefes technisches Know-how – aber sie senken die Einstiegshürde drastisch. Und sie verschieben den Fokus: von „Wie baue ich das technisch?“ hin zu „Was will ich bauen – und wie soll es sich anfühlen?“

Was wurde schon mit Vibe Coding gebaut?

Obwohl Vibe Coding noch ein junges Phänomen ist, gibt es bereits beeindruckende Beispiele dafür, was Einzelpersonen damit erschaffen haben. Viele davon sind schlanke, spezialisierte Tools, die von Solo-Founder:innen innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage umgesetzt wurden – oft ohne klassische Programmierkenntnisse.

Das aktuell bekannteste Beispiel ist Base44. Die kleine SaaS-App wurde von einer einzelnen Person mithilfe von Vibe-Coding-Tools wie Cursor und Claude aufgebaut. In nur sechs Monaten entwickelte sich daraus ein funktionierendes Produkt mit echter Nutzerbasis – so überzeugend, dass Wix im Juni 2025 ganze 80 Millionen Dollar in bar für den Kauf bezahlte. Der Deal ging nicht nur durch die Techpresse, sondern markiert auch symbolisch den Durchbruch von Vibe Coding in der realen Startup-Welt.

Neben Base44 tauchen inzwischen fast wöchentlich neue Projekte auf, die komplett „aus dem Flow heraus“ entstanden sind. Darunter:

  • Micro-SaaS-Tools für Nischen-Use-Cases (z. B. AI-getriebene Preisrechner, Bewerbungshelfer, Terminplaner)
  • Interne Dashboards oder Automationen für kleine Teams
  • Design-Driven Produkte, bei denen UX im Vordergrund steht, oft gebaut mit Lovable oder Windsurf
  • MVPs für neue Startups, die schnell Feedback vom Markt einholen wollen

Was diese Projekte verbindet: Sie wurden nicht aus technischer Sicht gestartet, sondern aus einem Bedürfnis heraus – und mit Hilfe von Vibe Coding schnell realisiert.

Für viele Indie-Founder:innen, Kreative oder Marketer:innen eröffnet sich damit zum ersten Mal die Möglichkeit, eigene Produktideen wirklich umzusetzen – ohne auf ein Entwicklerteam warten zu müssen.

Vorteile von Vibe Coding: Ideen schnell umsetzen

Vibe Coding verändert nicht nur, wie Produkte gebaut werden – sondern auch, wer sie bauen kann. Einer der größten Vorteile liegt in der radikal gesenkten Einstiegshürde: Menschen ohne technisches Studium, ohne jahrelange Erfahrung im Coden oder ohne Team im Rücken können plötzlich selbst produktiv werden.

Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

1. Jeder kann anfangen – sofort

Vibe Coding erfordert kein tiefes Fachwissen. Wer eine Idee hat und sich ausdrücken kann – sei es durch Sprache, Scribbles oder einfache Prompts – kann loslegen. Die Tools sind so gestaltet, dass sie den User mitdenken lassen, statt Hürden aufzubauen.

2. Ideen werden schneller Realität

Ein MVP, für das früher Wochen oder Monate nötig waren, kann heute in wenigen Tagen stehen. Man arbeitet iterativ, testet direkt, passt an – ganz ohne starre Prozesse oder lange Entwicklungszyklen.

3. Fokus auf Nutzererlebnis statt Technik

Statt sich in Datenbanken, API-Dokumentation oder Git-Konflikten zu verlieren, konzentriert man sich auf das Wesentliche: Was soll das Produkt leisten? Wie fühlt es sich an? Was braucht der User?

4. Mehr kreative Freiheit

Weil Technik kein Blocker mehr ist, entsteht ein Raum für neue, unkonventionelle Ideen. Besonders Solo-Gründer:innen, Kreative oder Marketer:innen entdecken gerade, wie viel mehr sie ohne technische Barrieren umsetzen können.

5. Günstiger Startpunkt für Gründungen

Vibe Coding ermöglicht es, mit wenig Budget zu testen, ob eine Idee funktioniert. Wer schnell einen Prototyp online bringt und echtes Nutzerfeedback bekommt, kann gezielter weitermachen – oder stoppen, bevor es teuer wird.

In einer Zeit, in der KI und Automatisierung ohnehin viele Prozesse vereinfachen, passt Vibe Coding perfekt in den Zeitgeist: Build first, polish later.

Risiken & Herausforderungen: Was bei Vibe Coding schiefgehen kann

So verlockend Vibe Coding klingt, es bringt auch ernsthafte Herausforderungen mit sich – vor allem, wenn man nicht nur ein Hobbyprojekt, sondern ein echtes, wachsendes Produkt aufbauen möchte. Viele Risiken entstehen genau aus dem, was den Einstieg so einfach macht: fehlende technische Tiefe.

Mögliche Stolperfallen:

1. Skalierung wird schnell zur Hürde

Ein MVP ist mit Vibe Coding schnell gebaut – aber sobald mehr Nutzer:innen dazukommen, Features komplexer werden oder mehrere Systeme integriert werden müssen, stoßen viele Projekte an ihre Grenzen. Ohne saubere Architektur oder skalierbare Logik kann das Produkt instabil oder ineffizient werden.

2. Sicherheitslücken durch fehlende Standards

Wer ohne technisches Know-how baut, denkt oft nicht an Themen wie Datensicherheit, Zugriffskontrolle oder API-Absicherung. Das kann bei sensiblen Daten oder größeren Nutzergruppen schnell problematisch werden – insbesondere in Europa mit DSGVO-Anforderungen.

3. Kein Ersatz für systematisches Denken

Technik ersetzt kein Verständnis für Logik, Datenflüsse oder UX-Grundprinzipien. Wer ohne Struktur arbeitet, kann sich schnell verzetteln – oder landet bei einem Tool, das zwar funktioniert, aber nicht wartbar oder erweiterbar ist.

4. Abhängigkeit von Tools und KI-Modelle

Vibe Coding basiert stark auf wenigen Plattformen und deren zugrundeliegenden KI-Systemen. Wenn diese Tools sich verändern, kostenpflichtig werden oder Funktionen einschränken, steht man schnell ohne Alternativen da.

5. Überschätzung der eigenen Fähigkeiten

Weil alles so einfach aussieht, entsteht oft der Eindruck, man könne „richtige“ Softwareentwicklung komplett ersetzen. Doch wenn das Produkt wächst, braucht es irgendwann wieder sauberen Code, Tests, Versionskontrolle, Performance-Monitoring – Dinge, die im Vibe-Flow oft fehlen.

Kurz gesagt: Vibe Coding ist ein starker Einstieg, aber kein Selbstläufer. Wer langfristig etwas bauen will, sollte die Technik nicht ignorieren – sondern sie mitdenken, auch wenn sie im Hintergrund bleibt.

👉 Wie sich AI-Coding langfristig auf SaaS-Modelle auswirkt, behandeln wir auch in diesem Artikel: KI-Coding vs. SaaS-Zukunft – Was bleibt, was verändert sich?

Fazit: Hype oder nachhaltiger Trend?

Vibe Coding ist mehr als nur ein kurzfristiger Hype – es ist ein Ausdruck dafür, wie sich Softwareentwicklung durch KI, Automatisierung und neue Interfaces grundlegend verändert. Es ermöglicht Menschen mit Ideen, unabhängig von technischem Hintergrund zu bauen, zu testen und zu iterieren. Das allein ist ein Gamechanger.

Gleichzeitig darf man den Begriff nicht romantisieren: Vibe Coding ersetzt keine erfahrenen Entwickler:innen, keine saubere Architektur und keine langfristig tragfähigen Systeme. Es ist kein Shortcut zu erfolgreichen Tech-Unternehmen – aber ein neuer Zugang, um erste Schritte schneller und kreativer zu gehen.

Für Gründer:innen, Indie-Maker und SaaS-Enthusiast:innen eröffnet sich damit eine echte Chance: Nicht länger nur zusehen, sondern selbst machen. Und genau das könnte langfristig zu mehr Vielfalt, mehr Experimenten und mehr Innovation führen – fernab der klassischen Startup-Blase.

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